Die Medien berichten über den Deal zwischen Google und Verizon. Es scheint allerdings nicht so auszusehen, als ob die Mehrheit der Leser bzw. Kommentatoren überhaupt nicht versteht worum es bei Netzneutralität geht. Auch die Techniken zur Priorisierung verschiedener Datenströme scheinen nicht geläufig zu sein.
Es ist nicht trivial zwischen verschiedenen großen Carriern einen Modus zu finden, der in den verschiedenen Backbonenetzen einheitliche Regeln festlegt. Dazu sind die Möglichkeiten und Anforderungen zu unterschiedlich. Nur durch saubere Absprachen ist das überhaupt erst möglich. Nur so funktioniert Routing zwischen den Providern und nur so kann netzwerkübergreifend Priorisierung arbeiten.
Es ist eine Mähr, dass Carrier bis heute nicht unterchiedliche Klassen in ihren Backbonenetzen haben. Viele Carrier haben zudem private IP Netze die dediziert dem Traffic der jeweiligen direkten Kunden zugute kommen. Dafür zahlen diese Kunden gutes Geld. Unter anderem um Voice, Video und andere Anwendungen richtig zu priorisieren. Das hat nichts mit dem öffentlichen allgemeinen Internet zu tun. Die Kunden zahlen unter anderem auch für einen gewissen Level an Service. Verizon ist nict irgendein kleiner Krauter um die Ecke, sondern einer der grössten Backbonebetreiber weltweit. Bei den Kunden handelt es sich um riesige Firmennetze und die grössten Contentanbieter.
Wenn ich unterschiedliche Datenströme unterschiedlich weiterleite hat dies nichts mit der Kapazität des Netzes zu tun. Jeder Carrier muss bestimmte Bandbreiten im Backbone verarbeiten können ohne Rücksicht auf die jeweilige Klasse. Beispiel: Wenn ich Video straemen will, dann habe ich aufgrund der Bandbreite meiner Internetanbindung und der Qualität des Videostraems eine mathematische Obergrenze der Anzahl der Streams. Daran kann keine Klasse der Welt etwas ändern. Wenn ich also 10 Streams mit 80% meiner Leitungsauslastung liefern kann, dann muss ich dafür sorgen, dass keine andere Applikation mir diese Bandbreite „klaut“. Das ist Priorisierung.
Es kann sich kein Carrier erlauben seine Kunden zu vergrätzen indem er schlechte Leistung bringt. Soll heißen, die Summer aller Datenströme darf einen Backbone zu keiner Zeit überlasten. Schliesslich zahlen die Kunden auch für die niedrigste Klasse einen Obulus.